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Matthias Wedel, CEO
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Zum Gedenken an den in Neuruppin geborenen Dichter Theodor Fontane trägt die Stadt seit dem 1. Mai 1998 den Beinamen Fontanestadt. Neuruppin ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte
mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg. Neuruppin gilt als „preußischste aller preußischen Städte“. Geografie Neuruppin ist eine der flächengrößten Städte Deutschlands. Die
Stadt Neuruppin, 60 km nordwestlich von Berlin im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, besteht im Süden aus den am Ufer des vom Rhin durchflossenen Ruppiner See gelegenen Ortsteilen, darunter
die eigentliche Kernstadt Neuruppin und Alt Ruppin. Im Norden erstreckt sie sich über die Ruppiner Schweiz bis in die Kyritz-Ruppiner Heide, die als Truppenübungsplatz von den
sowjetischen Truppen genutzt wurde. Die Stadt liegt im Ruppiner Land.
Stadtgliederung
Zur Stadt Neuruppin gehören seit der Eingemeindung 1993 die in der Tabelle aufgeführten Ortsteile sowie Wohnplätze und sonstige Siedlungsgebiete. Ortsteile, Wohnplätze und sonstige
Siedlungsgebiete Alt Ruppin, Buskow, Gnewikow, Gühlen-Glienicke, Karwe, Lichtenberg, Krangen, Molchow, Neuruppin (Kernstadt, kein offizieller Ortsteil), Nietwerder, Radensleben, Stöffin,
Wulkow, Wuthenow Alte Schäferei, Ausbau Nietwerder, Ausbau Wulkow, Bechlin, Binenwalde, Birkenhof, Boltenmühle, Bürgerwendemark, Bütow, Dietershof, Ferienpark Klausheide, Fristow,
Gentzrode, Gildenhall, Heidehaus, Hermannshof, Kunsterspring, Lietze, Musikersiedlung, Neuglienicke, Neumühle, Pabstthum, Quäste, Radehorst, Rägelsdorf, Rheinsberg-Glienicke, Roofwinkel,
Rottstiel, Seehof, Steinberge, Stendenitz, Stöffiner Berg, Tornow, Treskow, Zermützel, Zippelsförde
Geschichte
Die urgeschichtliche Besiedelung des Landes reicht von der mittleren Steinzeit über die jüngere Bronzezeit mit erst germanischen, später dann slawischen Siedlungen (im Altstadtbereich –
u. a. „Neuer Markt“ – und im Umland) an den Ufern des Ruppiner Sees. In spätslawischer Zeit wurde dieses Gebiet von dem Stamm der Zamcici besiedelt, dessen Machtzentrum eine Burg auf der
Alt Ruppin südlich vorgelagerten Insel Poggenwerder gewesen war. Nach dem Wendenkreuzzug 1147 und der Eroberung des Landes durch deutsche Landesherren, darunter u. a. auch Albrecht der
Bär wurde ab 1214 auf dem Alt-Ruppiner Amtswerder eine große Niederungsburg („Planenburg“) neben der älteren slawischen Burganlage errichtet. Im nördlichen Vorgelände entstand eine
Marktsiedlung mit Nikolaikirche, östlich daran und jenseits des Rhins der „Kietz“: die Stadt (Olden Ruppyn) Alt Ruppin war entstanden.
Südwestlich des Burgortes entstand seit Anfang des 13. Jahrhunderts unter Beibehaltung des Namens Ruppin die Siedlung des heutigen Neuruppin mit Nikolaikirche und angerartigem
Straßenmarkt. Das damalige (Neu-) Ruppin war eine planmäßige Stadtgründung der Grafen von Lindow-Ruppin, einer Nebenlinie der Arnsteiner, die in Alt Ruppin residierten. Die erste
urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1238. Eine Erweiterung der ursprünglichen Marktsiedlung Alt Ruppin, hin zur heutigen Stadt Neuruppin, erfolgte wahrscheinlich bereits vor der
Gründung des Dominikanerklosters 1246 als erste Niederlassung des Ordens zwischen Elbe und Oder durch den ersten Prior Wichmann von Arnstein. Die Verleihung des Stendaler Stadtrechtes
erfolgte am 9. März 1256 durch Günther von Arnstein. Die Befestigung der Stadt erfolgte im 13. Jahrhundert durch Palisaden und ein Wall-Grabensystem, später wurde sie durch Mauern und
Wall-Grabenanlagen befestigt; 24 Wiekhäuser und zwei hohe Türme verstärkten die Stadtmauern. Dazu kamen drei Tore, das Altruppiner/Rheinsberger Tor im Norden, das Berliner/Bechliner Tor
im Süden und das Seetor im Osten. Die vollständige Ummauerung erfolgte spätestens gegen Ende des 15. Jahrhunderts.
Neuruppins ältester Teil war ein langgestreckter Anger, begleitet von zwei parallelen Straßen zwischen dem südlichen und nördlichen Stadttor, im Süden darauf die älteste Kirche Neuruppins
(St. Nikolai). Die Hauptstraße Neuruppins war seit Mitte des 16. Jahrhunderts gepflastert. Quer durch Neuruppin, von Nordwesten zum See hin, verlief der aus der Ruppiner Mesche kommende
Klappgraben zur Versorgung der Stadt mit Brauchwasser und zur Entwässerung, der 1537 zum Teil zugeschüttet wurde und nach dem Stadtbrand 1787 als offener Kanal in der Schinkelstraße
erneuert wurde. Neuruppin gehörte bereits im Mittelalter zu den größeren nordostdeutschen Städten. Erhalten sind aus dieser Zeit unter anderem Teile der Stadtmauer, Teile der
Klosterkirche St. Trinitatis (1246), die St. Georgs-Kapelle (1362), das Siechenhospital (1490) mit der 1491 geweihten St.-Lazarus-Kapelle sowie Reste des Seeviertels. Die mittelalterliche
Stadt hatte einen nahezu quadratischen Grundriss von etwa 700 m × 700 m, der an der Ostecke auffällig abstumpft. Die Ost-Südost–Seite grenzt an den Ruppiner See.
Zur Feier eines Friedensvertrages veranstaltete Kurfürst Joachim I. 1512 in Neuruppin ein dreitägiges Ritterturnier, „das damals im ganzen Lande von sich reden machte und mit einer Pracht
begangen wurde, wie sie weder in Berlin noch zu Cöllen an der Spree bis dahin gesehen worden war“ (Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Erster Teil: Die Grafschaft
Ruppin - Kapitel 9).
Nach dem Aussterben der Grafen von Lindow-Ruppin 1524 kam Neuruppin als erledigtes Lehen an den Kurfürst Joachim I. Der Dreißigjährige Krieg verwüstete auch Neuruppin, nach 1685 siedelten
sich französische Hugenotten an.
Im Zuge der Reformation fiel der Klosterbesitz um 1540 an den Kurfürsten. 1564 schenkte er das Kloster der Stadt. In diese Zeit fällt eine in der Klosterkirche abgebildete Legende über
eine Maus, die eine Ratte verfolgt, was als Zeichen zu deuten ist, dass die Kirche künftig lutherisch bleibt. Eine Schule wird 1365 in Neuruppin zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es
handelte sich um eine Lateinschule von zeitweilig überregionaler Bedeutung. Ihre Geschichte ist seit 1477 gut dokumentiert. 1777 übernahmen Philipp Julius Lieberkühn und Johann Stuve die
Schulleitung und reformierten die Schule im Basedowschen Sinne, was überregionale Beachtung fand. Im Jahre 1688 wurde Neuruppin eine der ersten Garnisonsstädte Brandenburgs. Hier war
Kronprinz Friedrich 1732–1740 nach seinem erfolglosen Fluchtversuch und anschließender Haft in Küstrin Inhaber des Regiments zu Fuß Kronprinz. In dieser Zeit wurde Bernhard Feldmann
Stadtphysikus. Seine Abschriften historisch interessanter Ratsakten gelten heute als wichtigste Sammlung von Quellen zur frühen Stadtgeschichte, da die Originalakten beim Stadtbrand 1787
vernichtet wurden. Zeitweilig lag der Anteil der Soldaten und zivilen Truppenangehörigen bei 1500 von 3500 Einwohnern. Erst mit dem Abzug der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in
Deutschland verlor Neuruppin diesen Status. Ab 1740 hatte der Orgelbauer Gottlieb Scholtze seine Werkstatt in Neuruppin, der u. a. die Orgel in Rheinsberg baute.
Ein wichtiger Einschnitt in die Entwicklung der Stadt war der Flächenbrand vom Sonntag, dem 26. August 1787. Das Feuer brach in einer mit Getreide gefüllten Scheune am Bechliner Tor am
Nachmittag aus und breitete sich rasch aus. Nur zwei schmale Bereiche am Ost- und Westrand der Stadt blieben erhalten. Insgesamt 401 bürgerliche Häuser, 159 Neben- und Hintergebäude, 228
Ställe und 38 Scheunen, die Pfarrkirche St. Marien, das Rathaus, die reformierte Kirche und das Prinzliche Palais wurden zerstört. Menschenleben waren nicht zu beklagen. Der Sachschaden
wurde mit fast 600.000 Talern beziffert. Von der Feuerkasse wurden ca. 220.000 Taler ersetzt, eine spezielle Kirchenkollekte erbrachte 60.000 Taler, die preußische Regierung stellte
130.000 Taler Retablissementsgelder für den Wiederaufbau der Stadt bereit. Insgesamt wandte der Staat in den folgenden Jahren über eine Million Taler auf.
Der bereits seit 1783 in der Stadt tätige Stadtbaudirektor Bernhard Mattias Brasch setzte die Vorgaben der Retablissementskommission um und beaufsichtigte den Wiederaufbau der Stadt.
Dieser erfolgte von 1788 bis 1803 und wurde nach einem einheitlich geplanten Grundriss durchgesetzt. Braschs Plan sah die Erweiterung der Stadt von 46 auf knapp 61 Hektar bei Beseitigung
der Wälle zwischen Tempelgarten und See vor. Die beiden eng zusammenliegenden Nord-Süd-Straßen wurden zu einer Achse, der heutigen Karl-Marx-Straße, vereinigt. Es entstand ein
rechtwinkliges Netz von Straßen mit durchgängig zweigeschossigen Traufenhäusern. Lange breite Straßen, unterbrochen durch stattliche Plätze, und Häuser im frühklassizistischen Stil prägen
seit jener Zeit das Stadtbild. Diese städtebaulichen Reformprinzipien sind noch heute gut erkennbar. So entstand mit dem Wiederaufbau eine in dieser Originalität einzigartige
klassizistische Stadtanlage. Sie gilt auch heute noch als Musterbeispiel frühklassizistischer Städtebaukunst. Abgeschlossen war der Wiederaufbau bereits im Jahr 1803. Lediglich die
Fertigstellung der Pfarrkirche St. Marien (erbaut 1801–1806 unter der Mitwirkung von Carl Ludwig Engel) zog sich aufgrund von statischen Problemen bis zum Jahr 1806 hin.
Johann Bernhard Kühn begann 1750 in Neuruppin mit der Produktion der Bilderbogen, thematisch gestalteten und über lange Zeit handkolorierten Einblattdrucken. Sein Sohn Gustav Kühn
(1794–1868) erreichte Auflagen von zum Teil über drei Millionen Stück pro Jahr (z. B. der Deutsch-Französischen Krieg 1870/71). Die Drucke wurden mit der Aufschrift Neu-Ruppin, zu haben
bei Gustav Kühn weltweit bekannt. Zwei weitere Unternehmen produzierten die beliebten Bilderbogen: Philipp Oehmigke und Hermann Riemschneider sowie Friedrich Wilhelm Bergemann. Alle drei
Bilderbogen-Produzenten schafften es, sich in der deutschen Bilderbogenhersteller-Konkurrenz (über 60 Firmen in ganz Deutschland) zu behaupten und über lange Zeit die führenden Plätze
einzunehmen.
1877 richtete der Orgelbauer Albert Hollenbach seine Werkstatt in Neuruppin ein. Von ihm stammen u. a. Orgeln in den Kirchen der Ortsteile Bechlin, Buskow, Karwe, Nietwerder und Storbeck
sowie der Siechenhauskapelle in der Altstadt Neuruppins. Nach 1880 wurde Neuruppin Mittelpunkt eines Nebenbahnnetzes, das bis 1945 von der Ruppiner Eisenbahn AG betrieben wurde. Dieses
strahlte nach Fehrbellin–Paulinenaue (1880), Kremmen–Berlin und Wittstock–Meyenburg (1899) und Neustadt beziehungsweise Herzberg (1905) aus. Im Jahr 1893 wurde am Südrand der Kernstadt
die Landesirrenanstalt Neuruppin errichtet. Seit 1905 werden Feuerlöscher in Neuruppin hergestellt. Insbesondere die Minimax-Feuerlöscher waren aufgrund leichter Handhabung schnell weit
verbreitet. Im Ersten Weltkrieg wurde eine Fliegerstaffel in Neuruppin stationiert und ein Flugplatz angelegt. 1921 wurde im Ortsteil Gildenhall eine Freilandsiedlung vom Baumeister und
Siedlungstechniker Georg Heyer (1880–1944) begründet, deren Ziel es war, Künstler und Kunsthandwerker zum gemeinsamen Wohnen und Arbeiten zu versammeln, um gemeinsam Produkte des Alltags
bezahlbar für alle und in kunsthandwerklicher Form zu kreieren und herzustellen. Sie versammelte namhafte Künstler und Kunsthandwerker und bestand bis 1929. 1926 wurde die neben dem
Bahndamm über den Ruppiner See gelegene Straße fertiggestellt. Die Siedlungen Gildenhall und Kolonie Wuthenow erhielten so einen direkten Anschluss an Neuruppin. 1929 wurden diese
Siedlungen eingemeindet, nachdem bereits 1928 der Gutsbezirk Treskow eingemeindet worden war.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden im Juni 1933 mehr als 80 politische Gegner des Regimes, vor allem Sozialdemokraten, Juden und Kommunisten, in ein von der SA
betriebenes provisorisches Gefängnis innerhalb der Gebäude einer zu diesem Zeitpunkt stillgelegten Brauerei an der Altruppiner Allee verschleppt. Viele der Gefangenen wurden hier durch
SA-Angehörige gefoltert oder misshandelt. An sie erinnert ein während der sowjetischen Besatzungszeit 1947 geschaffener Gedenkstein sowie das 1981 auf Anweisung der SED-Bezirksleitung
erstellte Figurenensemble, welches das ursprüngliche Mahnmal am Schulplatz ersetzte. Die etwa 90 jüdischen Bürger der Stadt wurden während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt,
deportiert und ermordet. Ihr 1824 eingerichteter Alter Friedhof wurde glimpflich behandelt, erhaltene jüdische Grabsteine wurden auf Anordnung des damaligen Regimentskommandeurs der
Wehrmacht, Paul von Hase, auf den Neuen Friedhof (Evangelischer Friedhof) umgesetzt. Seit dem 17. November 2003 erinnern Stolpersteine in der Kernstadt und in Alt Ruppin an die ermordeten
jüdischen Einwohner.
Im Zuge der sogenannten Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus, der Aktion T4, diente die Landesirrenanstalt Neuruppin als Zwischenanstalt für die Tötungsanstalten in Brandenburg
und Bernburg. Deshalb war die Zahl der Patienten von 1.971 am 1. Januar 1937 auf 4.197 am 1. April 1940 gestiegen. 1941 waren von den 1.797 Planbetten nur noch 1.147 belegt. 1943 wurde
der größere Teil der Patienten in der Aktion Brandt in andere Anstalten verlegt. Das Krankenhaus wurde teilweise als Reservelazarett genutzt. Nach 1945 dienten Teile der Einrichtung als
Bezirkskrankenhaus. Am 20. September 2004 wurden auf dem Gelände der Ruppiner Kliniken sechs Stolpersteine symbolisch für die Euthanasieopfer der ehemaligen Landesirrenanstalt
gelegt.
Am 1. Mai 1945 erreichten die sowjetischen Streitkräfte Neuruppin und bereiteten den Beschuss der Stadt vom gegenüberliegenden Seeufer aus vor. Jedoch gelang es einem Unbekannten am Turm
der Klosterkirche eine weiße Fahne zu hissen, ebenso geschah es an der Pfarrkirche. So konnte eine weitere Zerstörung verhindert werden. Die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in
Deutschland (GSSD) nutzte den unmittelbar nördlich der Kernstadt gelegenen Militärflugplatz, dessen Betrieb zu erheblicher Lärmbelästigung in der Stadt führte. 1989 führten massive
Demonstrationen der Neuruppiner im Zusammenhang mit den Plänen zur Weiternutzung des Truppenübungs- und Luft-Boden-Schießplatz Wittstock zur Schließung des Flugplatzes. Bis ca. 1950
befand sich in der Innenstadt das Theater Die neue Bühne. Betrieben wurde es im Rahmen des Landesverbands der Deutschen Volksbühne und hatte bis zu 95 Mitarbeiter. 1951 wurden in
Neuruppin die Elektro-Physikalischen Werkstätten gegründet als Produzent elektronischer Bauelemente. Ab 1970 wurden sie als Elektro-Physikalische Werke (EPW) zum größten
Leiterplattenhersteller der DDR mit bis zu 3500 Werktätigen ausgebaut. Bei der Neubildung der Landkreise, die am 6. Dezember 1993 in Kraft trat, ging der Landkreis Neuruppin im Landkreis
Ostprignitz-Ruppin auf. Am gleichen Tag wurde Neuruppin durch Eingemeindung der Stadt Alt Ruppin sowie der Gemeinden Buskow, Gnewikow, Gühlen-Glienicke, Karwe, Krangen, Lichtenberg,
Molchow, Nietwerder, Radensleben, Stöffin, Wulkow und Wuthenow deutlich vergrößert.
Bis 1991 war Neuruppin noch Standort der 12. sowjetischen Panzerdivision. Die Kasernen wurden später im Rahmen der Expo 2000 als Außenprojekt zu Wohnhäusern umgebaut. Teile des
Flugplatzes dienen nun noch dem Segelflug. 1996 gingen die damalige Landesklinik Neuruppin und das Bezirkskrankenhaus als Ruppiner Krankenhaus als Teile der Ruppiner Kliniken GmbH in die
Trägerschaft des Landkreises Ostprignitz-Ruppin über. Die Ruppiner Kliniken sind damit einer der größten regionalen Arbeitgeber. Die Evangelischen Kirchenkreise Ruppin und Wittstock/Dosse
fusionierten 1998, Neuruppin verlor dadurch den Sitz des Superintendenten an Wittstock. Am 1. Januar 2001 wurde in Neuruppin die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Korruption als Nachfolge
der Abteilung für DDR-Unrecht und Bezirkskriminalität gegründet. Sie ist zuständig für Korruptionsdelikte im ganzen Land Brandenburg. Am 7. September 2002 fand in Neuruppin der 7.
Brandenburgtag mit circa 230.000 Besuchern statt. Unter dem Eindruck des Elbhochwassers im Juli 2002 in Sachsen spendeten zahlreiche Künstler wie Udo Lindenberg und Gerhard Schöne ihre
Gage für die Flutopfer. Im Mai 2009 wurde erstmals öffentlich bekannt, dass das Grundwasser unter einem Neubaugebiet am Ruppiner See mit halogenierten Kohlenwasserstoffen kontaminiert
ist. Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin als zuständige Umweltbehörde gab zu, von der Umweltbelastung seit 1999 durch Messungen bei früheren Bauvorhaben gewusst zu haben. Am 12. Mai 2011
erhält die jodhaltige Thermalsole Neuruppin die erste staatliche Anerkennung einer Heilquelle im Land Brandenburg. Die Thermalsole wird durch die Fontane-Therme am Rande der Altstadt im
Wellness-Betrieb und zu Heizzwecken genutzt. 1998 beging die Stadt Neuruppin aus Anlass des 100. Todestages Theodor Fontanes das landesweite Fontanejahr mit circa 200 Veranstaltungen zu
Ehren des Dichters. Die Stadt eröffnete das Fontanejahr und erhielt den Namenszusatz Fontanestadt. Seit 2010 veranstaltet die Stadt alle zwei Jahre während der Pfingsttage ihre
Fontane-Festspiele Neuruppin. Seit 2004 machte Neuruppin Schlagzeilen durch Korruption und Vetternwirtschaft. Angesichts der Häufung dieser Skandale in der Kommunalpolitik bekam die Stadt
im Laufe von deren Aufarbeitung Spitznamen wie „Märkisches Palermo“ oder „Klein Palermo“ und „Korruppin“. Der ehemalige Stadtverordnete Olaf Kamrath (CDU) wurde 2006 als „Kopf“ der
XY-Bande rechtskräftig unter anderem wegen bandenmäßigen Rauschgiftdelikten zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. 2007 erfolgte mit dem Urteil gegen den ehemaligen Stadtverordneten
Reinhard Sommerfeld (Neuruppiner Initiative) die bislang einzige rechtskräftige Verurteilung eines Mandatsträgers in Deutschland wegen Abgeordnetenbestechung.
Der frühere Landtagsabgeordnete Otto Theel (Die Linke) wurde am 15. Mai 2008 wegen Vorteilsnahme im Amt während seiner Amtszeit als Neuruppiner Bürgermeister zu einer neunmonatigen
Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Er legte sein Landtagsmandat anschließend nieder. Im September 2008 trennte sich die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin von ihrem bisherigen
Vorstandsvorsitzenden Josef Marckhoff, der von seinem Arbeitgeber anlässlich seines eigenen 60. Geburtstages eine circa 55.000 Euro teure Feier ausrichten ließ. Das Datum fiel zusammen
mit dem 160. Firmenjubiläum. Der ehemalige Geschäftsführer der kommunalen Stadtwerke Neuruppin Dietmar Lenz wurde mit dem Vorwurf, mehr als 500.000 Euro am Aufsichtsrat vorbei zur
Unterstützung des Sportvereins MSV Neuruppin ausgegeben zu haben, am 19. März 2009 wegen schwerer Untreue und Vorteilsannahme zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung
verurteilt. Ende 2009 starb er durch Suizid. Eine Bürgerinitiative initiierte mit Hilfe der beiden einschlägig vorbestraften Otto Theel und Reinhard Sommerfeld ein Abwahlbegehren gegen
Bürgermeister Jens-Peter Golde. Golde wurden vom Bürgerbegehren „Kein weiter so!“ mangelnde Führungsqualität, Nichterfüllung seines Wahlprogramms und Gefährdung von Neuruppiner
Arbeitsplätzen vorgeworfen. Es scheiterte nach eigenen Angaben im Februar 2010 mit 5079 der erforderlichen 5300 Unterschriften.
„Neuruppin bleibt bunt“
Im Vorfeld einer geplanten Demonstration rechtsradikaler Gruppierungen in der Kernstadt Neuruppins am 1. September 2007 bildete sich das überparteiliche Aktionsbündnis Neuruppin bleibt
bunt und organisierte eine Gegenveranstaltung mit circa 1000 Teilnehmern. Am 5. September 2009 organisierte das Aktionsbündnis angesichts einer weiteren geplanten Demonstration
rechtsradikaler Gruppierungen eine Reihe von Aktionen zu Zivilcourage entlang der Demonstrationsstrecke. Am 27. März 2010 organisierte Neuruppin bleibt bunt angesichts eines
Demonstrationszugs der rechtsradikalen Freien Kräfte Neuruppin mit 350 Teilnehmern das Demokratiefest Demokratie im Quadrat mit 2000 Teilnehmern. Am 6. Juni 2011 erhielt das
Aktionsbündnis für seine Arbeit die Auszeichnung Band für Mut und Verständigung. Im November 2011 fand unter Protest von Neuruppin bleibt bunt gegen den Willen der Stadt ein Parteitag der
NPD in Neuruppin statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Neuruppin ist vom Land Brandenburg als Mittelzentrum eingestuft worden. Der Wirtschaftsstandort ist einer von 15 Regionalen Wachstumskernen im Land Brandenburg.
Verkehr
Neuruppin liegt an der Bahnstrecke Kremmen–Meyenburg, im Stadtgebiet befinden sich die Bahnhöfe Neuruppin West und Neuruppin Rheinsberger Tor sowie der Haltepunkt Wustrau-Radensleben. Die
Linie RE 6 (Prignitz-Express) verkehrt im Stunden-Takt von Berlin Gesundbrunnen über Hennigsdorf und Neuruppin nach Wittenberge. Im Aufbau ist das Projekt HUB 53/12°, ein Logistikzentrum
für den Eisenbahngüterverkehr als kommunale Initiative der Städte Güstrow, Pritzwalk und Neuruppin sowie des Kleeblatt-Verbunds mit Gumtow, Kyritz, Neustadt (Dosse) und
Wusterhausen/Dosse. Eine erste Maßnahme war der Kauf der Bahnstrecke Neuruppin–Neustadt (Dosse) am 29. Dezember 2010. Über die Bundesautobahn 24 ist Neuruppin über die Abfahrten Neuruppin
und Neuruppin Süd zu erreichen. Durch das Stadtgebiet verlaufen die Bundesstraße 167 und die Bundesstraße 122. In und um Neuruppin existiert ein Netz aus touristisch interessanten
Radtouren. Neuruppin ist beteiligt am Verkehrslandeplatz Fehrbellin (Flugplatz Ruppiner Land). Weiterhin befindet sich im Stadtgebiet, nordwestlich des Zentrums, ein Segelfluggelände.
1905 wurde die Firma Minimax in Neuruppin ansässig und produzierte hier Feuerlöscher. 1945 wurde das Werk in Neuruppin enteignet, die Firma Minimax übersiedelte daher nach
Westdeutschland. Die Feuerlöscherproduktion wurde in Neuruppin aber dennoch kontinuierlich fortgesetzt von der späteren FLN Feuerlöschgeräte Neuruppin Vertriebs-GmbH. Im Ortsteil
Nietwerder produziert die Firma Jetcar die gleichnamigen Fahrzeuge.
Öffentliche Einrichtungen
Neuruppin ist Sitz der Kreisverwaltung des Landkreises Ostprignitz-Ruppin. Darüber hinaus haben das Landgericht Neuruppin, das Amtsgericht Neuruppin, das Sozialgericht Neuruppin und das
Arbeitsgericht Neuruppin dort ihren Sitz. Neben der Agentur für Arbeit gibt es das Amt für Arbeitsmarkt für Arbeitslosengeld II, da der Landkreis eine Optionskommune ist. Weiter hat hier
der Regionalbereich West des Landesamtes für Arbeitsschutz ihren Sitz. Das ehemalige Kreiswehrersatzamt Neuruppin musste der Wehrdienstberatung Neuruppin weichen. Im Landesbehördenzentrum
Neuruppin befinden sich die Sonderbauleitung Neuruppin, eine Regionalstelle des Landesamtes für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, das Amt für Flurneuordnung und
ländliche Entwicklung, das Sozialgericht Neuruppin, das Landesamt für Arbeitsschutz, Regionalbereich West und die Regionalabteilung West TR 2 des Landesumweltamtes Brandenburg. Zu
letzterem gehört das Amt für Forstwirtschaft Alt Ruppin mit der Waldarbeitsschule Kunsterspring. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Bundesforst unterhält die Hauptstelle
Ruppiner Heide.
Medien
In Neuruppin erscheinen als Tageszeitungen der Ruppiner Anzeiger und eine Lokalausgabe der Märkischen Allgemeinen. Über das Kabelnetz informiert der lokale Fernsehsender ruppin TV aus der
Region.
Bildung
In Neuruppin finden sich folgende Bildungseinrichtungen:
Hochschulen
In Gründung befindet sich die Medizinische Hochschule Brandenburg „Theodor Fontane“ mit den beiden Hochschulstandorten Neuruppin und Brandenburg an der Havel. Ein für das Wintersemester
2013/14 geplanter Start des Hochschulbetriebs im Fach Humanmedizin musste nach Intervention des Hochschulrates abgesagt werden. Ein neuer Anlauf ist für das Wintersemester 2014/15 im Fach
Psychologie und ein Jahr später in der Humanmedizin gepant. Die private Fachhochschule BSP Business School Berlin Potsdam unterhält mit einer Campus Neuruppin genannten Einrichtung eine
Außenstelle.
Schulen
In Neuruppin gibt es zwei Sonderpädagogische Schulen, sieben Grundschulen, vier Ober- und Gesmtschulen und zwei Gymnasien. Sonderpädagogische Schulen sind die „Schule am Kastaniensteg“
und die Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule. Die „Schule am Kastaniensteg“ ist eine Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt der geistigen Entwicklung, während der
Förderschwerpunkt bei der Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule auf dem Lernen liegt. Träger ist bei beiden Schulen der Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Die Grundschulen der Stadt sind die
Grundschule Gildenhall, Karl-Liebknecht-Grundschule, Rosa-Luxemburg-Grundschule und die Grundschule „Am Weinberg“ in Alt Ruppin in kommunaler Trägerschaft. Neben den kommunalen
Einrichtungen gibt es die Montessori-Grundschule in Trägerschaft der IBiS Bildungsstätten GmbH und die Evangelische Schule Neuruppin in Trägerschaft der Evangelischen Schulstiftung in
Berlin-Brandenburg, Schlesische Oberlausitz. Die Evangelische Schule Neuruppin gliedert sich neben der Grundschule in ein Gymnasium und eine Oberschule. Weiterführende Schulen in
kommunaler Trägerschaft sind das Karl-Friedrich-Schinkel-Gymnasium, die Fontane-Gesamtschule und die Oberschule „Alexander Puschkin“. Das Oberstufenzentrum Ostprignitz-Ruppin befindet
sich in Trägerschaft des Landkreises. Private Berufliche Schulen sind die Berufliche Schule der AGUS/GADAT-Bidungsgruppe. Unter ihrem Dach ist eine Fachschule für Sozialwesen, eine
Berufsfachschule und eine Fachoberschule angesiedelt. Die Berufsschule des Internationalen Bundes in Neuruppin stellt eine anerkannte Ersatzschule dar. Das Amt für Forstwirtschaft Alt
Ruppin unterhält die Waldarbeitsschule Kunsterspring in Alt Ruppin. Die Abendschule ist der Kreisvolkshochschule Ostprignitz-Ruppin angegiedert. Weiterhin existiert die Kreismusikschule
Ostprignitz-Ruppin und die Jugendkunstschule Neuruppin.
Sport
Auf Grund der großen Wasserflächen im Stadtgebiet gibt es viele Wassersportmöglichkeiten. Überregional bekannt wurde der Fußballverein MSV Neuruppin. Dieser Artikel basiert auf dem
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